Im Jahr 2022 hätten zwei Grössen der aargauischen und schweizerischen Literatur einen runden Geburtstag gefeiert: Paul Haller kam 1882, Hermann Burger 1942 zur Welt. Ihnen gemein ist ein starker Bezug zum Aargau, beide schufen Texte, inspiriert und durchdrungen vom Lokalkolorit. Beiden war die Landschaft des unteren Aaretals lebenslang Heimat und Inspirationsquelle. Ihr Werk wäre ohne diese Verwurzelung so kaum denkbar.
Der Schauspieler Michael Wolf und der Musiker Stephan Hunziker teilen diese Verwurzelung, Prägung. Gemeinsam haben sie dieses Projekt ins Leben gerufen auch weil es ihnen eine Herzensangelegenheit ist. Sie editieren Texte der beiden Dichter, stellen sie einander gegenüber, finden Gemeinsamkeiten, spüren den Kontrasten nach. Neben dem Lokalbezug ist der Nebel (retour gelesen ergibt dieses Wort Leben) ein roter Faden für den Anlass.
Damit die Fülle und Dichte der Texte vom Publikum besser bewältigt werden kann, wird die Musik ebenfalls eine zentrale Rolle spielen: Stephan Hunziker hat die Mundartgedichte Hallers, oszillierend zwischen Volks- und Kunstlied, vertont. Sie werden vorgetragen von den Chommerbuebe (Mundartlieder-Duo mit Benno Ernst und Stephan Hunziker).
Stephan Hunziker, Michael Wolf und Benno Ernst wurden mit dem Projekt «Nebel Leben» im Herbst 2022 zu Pro Argovia Artists gekürt.
Paul Haller, geboren 1882, wuchs als Sohn eines Pfarrers in Rein bei Brugg auf. Er studierte Theologie in Basel, Marburg und Berlin. Von 1906 bis 1910 wohnte er im Pfarrhaus Kirchberg, wo er mit 24 Jahren seine erste feste Stelle als Pfarrer antrat. 1910 gab er die Pfarrstelle auf, um an der Universität Zürich ein Germanistikstudium zu beginnen, das er 1913 mit einer Dissertation über Johann Heinrich Pestalozzi abschloss. In der Folge war Haller Lehrer am Evangelischen Gymnasium in Schiers und ab 1916 am Lehrerseminar Wettingen. 1920 nahm er sich in Zürich das Leben.
Hermann Burger, geboren 1942, wuchs in Menziken auf. Nach der Matura studierte er Architektur, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Zürich. Er schloss das Studium 1973 u.a. mit einer Dissertation über Paul Celan ab und war danach als Privatdozent für deutsche Literatur an der ETH Zürich sowie als Feuilletonredaktor beim Aargauer Tagblatt tätig. Von 1972 bis 1982 lebte Burger mit seiner Familie im Pfarrhaus auf dem Kirchberg. Sein Leben endete 1989 durch Freitod an seinem letzten Wohnsitz, im Pförtnerhaus von Schloss Brunegg.